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...Daß Wolfgang Spanier nachdenkt, wird dem Betrachter und Mit-Macher seiner Werke, Aktionen und Situationen rasch klar. Allerspätestens wenn dieser sich selbst als Gegenstand von Spaniers Reflexion wiederfindet, entpuppt sich das Verhältnis zwischen Künstler, Werk und Betrachter geradezu als Fundgrube für Beobachtungen, Aktionen und sinnhafte Feststellungen.

Bei all dem bewahrt  ein charmant-trockener Humor die Arbeiten davor, hier zum harten Vollstrecker von hintergründiger (Kunst-) Theorie zu werden.

Wolfgang Spanier läßt es nicht dabei bewenden, lediglich elegante Gedankenschleifen durch das Betriebssystem Kunst zu ziehen. "Missing The Bus" fand als Aktion 1998 im niederländischen Maastricht statt. Wie Werbung präsentiert, fanden die Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs eine Aufforderung vor, an die Bushaltestelle zu gehen und wenn der Bus kommt, ihn nicht zu betreten, sondern weiterfahren zu lassen. Solcherart über Poster und Handzettel animiert, sah sich die Bevölkerung von Maastricht in der Rolle des Kunstaktionisten wieder, der durch eine weitgehend banale Einzelhandlung ein Stück Konzeptkunst mitvollziehen kann. Aber die Aktion machte auch ohne den kunsttheoretischen Überbau Sinn: vielleicht reicht es dem Einzelnen auch einfach, den eigenen Alltag einmal zu entschleunigen, etwas zu  tun, was so nie vorgesehen ist - oder sich schlicht über den ungewöhnlichen Vorschlag zu amüsieren, der ja auch eine ausgefallene Werbung sein kann.

Zurückgekehrt in den Bereich Kunst, signiert, aufgelegt und gerahmt baut Wolfgang Spanier die Spannung in genau die andere Richtung auf: die bunte Atmosphäre lachender Mädchen hebt sich neben den Bildwelten anderer Kunst recht deutlich ab. Zeit, den Bus zu verpassen?

Johannes Stahl, Bonn 2000