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A work to be realized by anyone participating if desired.

Legen Sie Ihre Lieblings-CD ins Eisfach und versuchen Sie, Ihre Lieblingsmusik im Kopf zu haben. - Das nächste Mal, wenn Sie ein Museum besuchen, betreten Sie es nicht, sondern setzen sich auf die Stufen am Eingang. - Tragen Sie Ihre Kleidung auf Links. - Gibt es jemanden, von dem Sie wirklich gerne angerufen werden würden? – Hätten Sie das auch gekonnt?

Auf bewegten Bildern – Videostills -  von starker Farbintensität lesen wir, dass wir als Betrachter an der Realisierung des Kunstwerkes teilnehmen können, wenn gewünscht. In klarer Typografie erscheinen Appelle, Regieanweisungen oder Fragen vor einem Bildraum scheinbar flüchtiger, unscharfer Momentaufnahmen.

Ihre Form finden diese Werke als Bildobjekte von stark malerischen Qualitäten, als Malerei mit anderen Mitteln.

In seinen Bild-Text-Kompositionen erzeugt Wolfgang Spanier scheinbar lineare Erzählstrukturen. Spanier benutzt im Zusammenbringen dieser Elemente Methoden der Werbeästhetik, unterläuft hierbei jedoch immer wieder hintersinnig und humorvoll die Erwartung des Betrachters. Denn die plakathafte Anmutung lässt eine fertige, eindeutige Botschaft erwarten, und nun sehen wir uns mit Aufforderungen konfrontiert, selbst aktiv zu werden, oder mit Fragen, deren Antworten wohl offen bleiben werden. Der Versuch vollends, Eindeutigkeit im Zusammenspiel von Bild und Wort zu ermitteln, führt hier schließlich zwangsläufig zum Füllen des Sinns aus der eigenen Assoziation.

Auf der Ebene der Bilder agieren Darsteller in einem unbekannten Film. Die jungen Menschen erscheinen einem fast vertraut - ohne dass man sie eigentlich kennen würde, spannen sie Handlungsfäden zwischen den einzelnen Arbeiten.

Die Textebene mit ihren appellativen Elementen oder Fragen, die sich an den Betrachter richten könnten, setzt (mögliche) Handlungen des Betrachters oder Gedanken in Gang, weist über die Bildobjekte hinaus.

Mit der Überlagerung von Ebenen der Wörter und Ebenen der farbigen Videostills sind die Arbeiten im doppelten Sinne malerisch – in der sinnlichen Präsenz der malerischen Bildhaftigkeit der Werke wie in der durch die Worte erzeugten Vorstellung. Immer wieder öffnet Spanier auf diese Weise, durchaus sinnlich wie tiefsinnig,  Zwischenräume der Imagination.

Jens Schön, Düsseldorf 1999